Die Disziplin Requirements Engineering & Management (REM oder RE) gab es immer schon, solange Software-Systeme entwickelt wurden. Mit dem →RUP wurde erstmals beim Requirements Engineering & Management von einer Disziplin gesprochen, die Ihren Platz in dem Prozess der Entwicklung von Software hat. Eigentlich geht REM darüber hinaus und ist allgegenwärtig. Requirements Engineering & Management definiert die Anforderungen an ein Produkt, einen Prozess oder an am Prozess Beteiligte. Ergebnisse des RE sind Anforderungen und haben die Qualität einer Richtlinie, da im RE festgelegt wird, welche Funktionalitäten ein System in welcher Ausprägung und Qualität besitzen soll, bzw. besitzen muss. Ohne ein im Projekt ausgeprägtes REM zwischen Stakeholdern und den Projektverantwortlichen können sich folgende Risiken ergeben:

  • die Akzeptanz der Anwender ist schlecht, da sie unzureichend oder schlimmer, nicht involviert waren
  • das System ist unzulänglich gebaut, weil Anforderungen an Architektur und Strukturierung des Systems unzureichend sind oder nicht berücksichtigt sind
  • die Projektlaufzeit erhöht sich wegen später Erkenntnisse der Stakeholder und Anwender
  • die Kosten für das Projekt erhöhen sich, weil fehlende Abstimmungen mit den Stakeholdern und Anwendern sowie unvollständige Spezifikationen zu wenig effizientem Arbeitsstil im Projekt führt.
  • die Anzahl der Change Requests zur Projektendphase erhöhen sich drastisch und eine vernünftige Qualität, ein vollständiges Testing und eine geordnete Abnahme erscheinen kaum mehr möglich.

Da wir hier von Risiken sprechen, macht die Abwägung Sinn, welche Kosten ein ausgeprägtes, modernes REM verursacht und wie hoch die Kosten für die Beseitigung der Risiken sind. Man sollte immer wissen, wie viel methodischer Aufwand wirklich benötigt wird. Die Sammlung von Artikeln im Folgenden stellt fest:

  • was ist modernes REM
  • welche Risiken durch modernes REM vermieden werden können
  • welcher methodische Aufwand sollte getrieben werden und wie kann dieser Aufwand eingeschätzt werden
  • welcher Vorteil hat ein risikogetriebener Ansatz im REM
  • welche Methode mit welchem Umfang für welchen Projekttyp wird wirklich benötigt
  • welche Trends sind derzeit in der Diskussion und wie sind diese einzuschätzen
  • welches sind die Best Practices die sie befolgen sollten.

Die Disziplin Reqirements Engineering & Management besteht aus folgenden Teildisziplinen: Managen von Anforderungen versteht das konsitente Verwalten von Anforderungen und deren Materialien, sowie der Ergebnisse. Es umfasst insbesondere die Erstellung von Repositories, die Verwaltung von Nachvollziehbarkeit, Versionen und die Verlinkung von Artefakten (Texte, Grafiken, Modelle, …) in diesem Umfeld. Sinnvollerweise hat der Link Semantik. Ermitteln von Anforderungen ist eine Fertigkeit, eine vollständige und widerspruchsfreie Menge von Anforderungen zu sammeln. Dies geschieht durch die geziehlte Verwendung geeigneter Methoden (→Ermittlungstechniken). Dokumentieren von Anforderungen ist die Fertigkeit, eine Anforderung so zu beschreiben, dass sie bestimmte →Qualitätskriterien (eindeutig, testbar, …) erfüllt. Es steht eine Sammlung von Notationen zur Verfügung, die hierbei unterstützen wie →Anforderungsschablonen, →Diagrammtechniken oder Modellierungssprachen wie die →UML oder Modellsysteme für Anwendersprachen (→DSL – Domain Specific Language). Prüfen von Requirements ist die Fertigkeit, Anforderungen herauszuarbeiten, die die Wünsche der Stakeholder und Anwender abgestimmt und zufriedenstellend wiedergibt. Es umfasst die Aufarbeitung von Requirements für Testfälle, um diese prüfbar zu machen. Anwendertests und Akzeptanztests werden typischerweise gegen die Requirements geprüft und gegen das Testobjekt ausgerichtet.